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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 25

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 80. Wirtschaftliche Zustände der Periode. 25 § 80. Wirtschaftliche Zustände der Periode. 1. Am Anfang des 16. Jahrhunderts seufzte der Bauer unterd-rbleischwerem Drucke. Um feine Lage zu verbessern, empörte er sich gegen») vor dem Krieg, feine adeligen Herren: es entstand der Bauernkrieg, welcher die Verheerung eines großen Teils von Süd- und Mitteldeutschland zur Folge hatte (I., § 63). Die Empörer wurden unterdrückt und zunächst hatten sie noch Schwereres zu ertragen, als vorher. Dann aber trat eine Erstarkung des Bauernstandes ein. Fürsten und Adelige erkannten feine Bedeutung als Nährstand, suchten ihn in ihrem eigenen Jntereffe zu schonen, zu kräftigen und in ihm die Arbeitslust zu erhalten, eo kam es, daß sich der Bauer anfangs des 17. Jahrhunderts eines gewissen Wohlstandes erfreute. Er besaß einen hübfchen Hausrat und hatte reichliches Vieh im Stalle und auf der Weide. Da kam der unheilvolle Krieg und vernichtete in einigen Jahr- b) nachdem zehnten die ganze Blüte der Landwirtschaft. Schwert, Hunger und verheerende Senchen wüteten derart, daß die Bevölkerung Deutschlands um mehr als die Hälfte abnahm, in manchen Landschaften sogar auf ein Drittel, ja auf ein Sechstel des früheren Bestandes herabfank. Württemberg hatte 1634 noch 313000 Einwohner, 1645 nur 65 000; für Böhmen hat man einen Rückgang von 3 Mill. auf 780 000 berechnet, in der Pfalz von 500 000 auf kaum 50 000. Die fortwährenden Truppendurchzüge, die Zerstörungswut und Plündernngs-fncht der entarteten Heere entwerteten oder vernichteten den immobilen Besitz. Das Fruchtland verschwand und an die Stelle blühender Felder und Wiesen trat oft die mit Gestrüpp bewachsene Heide, auf welcher zuweilen die Wölfe in ganzen Rudeln umherzogen. Taufende von Dörfern und kleinen Städten wurden in einen Trümmerhaufen verwandelt und, was an Hänfern übrig blieb, war fo fchadhaft und wertlos, daß niemand fchon wegen der darauf ruhenden Abgaben folche Wohnungen annehmen wollte. Ein empfindlicher Schlag für den Bauern war auch der Ruin feines Vieh st and es. — Nach dem Friedensschluß fehlte es allenthalben an Arbeitskräften, Vieh, an landwirtschaftlichen Geräten, an Ställen und Scheunen, kurz an allem, was zum Betrieb der Wirtschaft erforderlich war. Jnfolgedeffen blieb in einzelnen Gegenden noch ein ganzes Menschenaller hindurch eiu Drittel des Bodens unbebaut. Und trotz der geringen Bodenerträgnisse hatten die Produkte einen außerordentlich tiefen Preis (der Scheffel Weizen im Jahre 1627 noch 27 Groschen, 1657 nur 8). 2. Auch den Städten war der Verlauf des 16. Jahrhunderts Ter Bürger und günstig. Rege Gewerbe- und Handelstätigkeit führten zu behaglicher a)£tfrof£ieg.

2. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 60

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
60 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. Seidenfabriken). Um den Unternehmern ein Absatzgebiet für ihre Produkte zu sichern, verbot er die Einfuhr fremder Fabrikate und die Ausfuhr maucher Rohstoffe, so der Wolle zu gunsten der Tuch-fabrikation. — Handel: Der Beförderung des Handels diente insbesondere die Anlage des Friedrich-Wilhelm-Kanals, welcher die Oder mit der Spree verbindet und den schlesischen Frachtverkehr von Stettin, das im Besitze der Schweden war, ablenkte und durch Brandenburg über Berlin in die Elbe leitete. Mit dem Kanal wurde die erste Grundlage für den erstaunlichen wirtschaftlichen Aufschwung der Hauptstadt geschaffen. Die Erinnerungen an die in Holland gemachten Erfahrungen bewogen den Kurfürsten auch, über die durch das Meer gezogenen Grenzen hinauszustreben und seinem Volke einen Anteil am Welthandel zu sichern. Er erwarb zu diesem Zwecke einige Kolonien an der Westküste Afrikas (Goldküste) und gründete eine Flotte (Kriegs- und Handelsschiffe), welche die brandenbnrgische Flagge durch die Meere trug und das Ansehen des kleinen Staates bedeutend steigerte. Allein die an den Kolonialbesitz geknüpften Hoffnungen gingen nicht in Erfüllung. Es fehlte an Mitteln zur Unterhaltung und daher wurden die afrikanischen Besitzungen später cm die Holländer verkauft. — .)^«te Als fehr förderlich für die Entwicklung der wirtschaftlichen Ver- hältnisse erwies sich die Aufnahme von etwa 20000 aus Frankreich vertriebenen Hugenotten, welche im Jahre 1685 durch das Potsdamer Edikt erfolgte (§ 84, 3). Die Hugenotten waren fleißig und unternehmend und verpflanzten eine Anzahl von neuen Industriezweigen nach Deutschland (Tuch- und Hutfabrikation), d) Toleranz. Friedrich Wilhelm war ein Mann von ungeheuchelter Frömmig- keit und echt toleranter Gesinnung, der für das Zusammenleben der verschiedenen Konsessionen den Frieden wünschte. Als ein Streit zwischen den Lutheranern und den Reformierten in seinem Staate ausgebrochen war, verbot er in einem Edikt von 1664 die öffentlichen Anfeindungen eines religiösen Bekenntnisses. Der fromme Prediger und Liederdichter Paul Gerhard, welcher dem Duldungsgebot nicht folgen wollte, wurde abgesetzt und aus dem Lande vertrieben, e) Regierungs- Mit Stolz und Genugtuung konnte der Kurfürst am Ende feiner crgebm*. c£Qge nu| |e[ne Taten zurückblicken und hoffnungsvoll in die Zukunft fehen. Er hatte die Staatseinnahmen von 1j2 Millionen Taler auf 21/2 Millionen erhöht, das Heer von 3000 auf 28000 gebracht und überhaupt durch alle seine Reformen den festen Grund zur künftigen Größe Preußens gelegt. Schon die Mitwelt nannte ihn den „Großen".

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 240

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
240 X Vom Wiener Kongreß bis zur Wiederaufrichtung des Deutschen Kaisertums. auf Entsatz und mit jedem Tage wuchs die Not. In der zweiten Hälfte des Januar gewann man die Überzeugung von der Unmöglichkeit einer Rettung. Da reifte der Entschluß, mit dem Feinde vor den Mauern der stolzen Hauptstadt in Unterhandlung zu treten. Derselbe Mann, welcher früher mit prahlerischem Trotze das Wort ausgerufen hatte: „Keinen Fuß breit französischer Erde, keinen Stein unserer Festungen!", Jules Favre, begab sich am 23. Januar durch die deutschen Vorposten nach Versailles zu einer Unterredung mit dem Kapitulation Grafen Bismarck. Dieselbe führte am 2 8. Januar 1871 zur Kapi- 28. sanuar i87i. tulation tjott Paris und zum Abschluß eines dreiwöchentlichen Waffenstillstandes. Alle Forts wurden ausgeliefert; die Besatzung von Paris galt als kriegsgefangen; nur eine Division von 12000 Mann durfte die Waffen behalten zur Aufrechterhaltung der inneren Ordnung; die Stadt Paris mußte eine Kriegskontribution von 200 Millionen Francs zahlen; während der Waffenruhe sollte die Berufung einer frei gewählten Nationalversammlung erfolgen; dieselbe sollte in Bordeaux zusammentreten und über die Frage entscheiden, ob der Krieg fortzusetzen oder Frieden zu schließen sei; der südöstliche Kriegsschauplatz, wo eben das Verhängnis über Bourbaki hereinbrach, sollte vom Waffenstillstand ausgeschlossen sein. § 142. Der Deutsch-französische Krieg. Iii. Der Friedensschluß. Die Wiederaufrichlung des Deutschen Kaiserreichs. Friedenspräli- 1. Die ans allgemeinen Wahlen hervorgegangene National-m«er[aiselu Versammlung, in welcher sich selbst Vertreter von Elsaß und 2(’’,Tebluar 18<1'Sothrirtgeit befanden, wurde am 13. Februar 1871 in Bordeaux eröffnet. In ihr siegte die vernünftige Erwägung, daß jeder weitere Widerstand nutzlos, ja verderbenbringend sei. Die Versammlung wählte an Stelle Gambeüas den hochbejahrten Thiers zum „Chef der ausführenden Gewalt der französischen Republik" und ordnete ihn, mit hinreichenden Vollmachten bekleidet, zu den Verhandlungen in Versailles ab. Hier kamen schon am 26. Februar nach lebhaften Auseinandersetzungen zwischen Thiers und Bismarck die Friedenspräliminarien zum Abschluß. Frankreich trat Elsaß, ohne Belfort, Deutsch-Lothringen mit Metz und Diedenhofen ab (263 Quadratmeilen mit rund l1/« Millionen Einwohnern) und verpflichtete sich, 5 Milliarden Francs Kriegskosten zu zahlen, die eine noch im Jahr 1871, den Rest in einem Zeitraum von 3 Jahren. Bis zur völligen

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 28

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
28 Vii. Der Dreißigjährige Krieg. zu steuern. Als sie aber in Geldnot gerieten, verfielen sie selber der Fälschung (Ferdinand Ii. nach dem Böhmischen Krieg). Sie ließen Münzen schlagen, die statt ans Silber ans versilbertem Kupfer bestanden. Eine Verteuerung der Lebensmittel war die unabweisbare Folge. Nach einiger Zeit „beniesen" die Landesfürsten die neuen Münzen (d. H. sie erklärten dieselben für ungültig) und forderten vom Volke, daß dieses seine Abgaben im alten Gelde zahle. Darüber erhob sich eine tiefgehende Entrüstung unter den Geschädigten und Betrogenen; „die öffentliche Meinung verfolgte die Kipper und Wipper und die Geistlichen predigten wider die Teufelsbrut". § 81. Geistiges und sittliches Leben. Wissenschaft im 1. Im Dmormationsjalirhitnbcrt herrschte, genährt durch das 16. Jahrhundert. ^ . ' , , / 1 L’ , ' J 1 tatenkraftige, innerlich noch gesunde deutsche Bürgertum, ein frischer Zug im geistigen und sittlichen Leben der Nation. Derselbe offenbarte sich auf allen Gebieten. Mit neuem Glanz Mühten die Universitäten aus, wo hervorragende Lehrer wirkten (Luther und Melauchthon in Wittenberg, Dr. Eck in Ingolstadt) und wo die Wissenschaften ihre vornehmste Pflege fcinben. Es mehrte sich auch ihre Zahl. So wurden it. ct. die Universitäten Marburg (1527), Straßburg (1538), Königsberg (1544), Jena (1558), Würzburg (1582, Altdorf (1623) ins Leben gerufen. Berühmte Gelehrte, von denen einige der vorigen Periode schon angehören, waren: die Humanisten Joh. Reuchlin (f 1522) und Erasmus von Rotterdam (t 1536); die Astronomen Nikol. Köper nikus, geb. zu Thorn 1473, t 1543 als Kanonikus zu Frauenburg in Ostpreußen (das koperni-kanische Weltsystem) und Joh. Kepler aus Württemberg, f 1630 zu Regens bürg, welcher die nach ihm benannten brei Gesetze der Planetenbewegung fanb; der bayerische Chronist Joh. Turmair aus Abensberg (Aveutiuus) f 1534. Stabte und Fürsten entwickelten rühmenswerten Eifer in der Grünbuitg und Förberung von Ge-lehrtenschulen. Man benfe nur an die Gymnasien zu Nürnberg (eingerichtet von Melauchthon 1526?), Augsburg, Straßburg, die sächsischen Fürstenschulen zu Meißen, Grimma und Schulpsorta. Selbst auf beut Gebiete des Volsschul weseus würde Anerkennenswertes geschaffen. Dank den von Luther ausgegangenen Anregungen und Mahnungen wurde vielfach das eingezogenekirchengut zur Gründung von Schulen benützt, in welchen man ein bibelfestes Geschlecht heranbildete. 16 Jahrhundert ^er ^nfan9 des 16. Jahrhnnberts bezeichnet auch eine Periode des Aufschwunges der Künste, namentlich der Malerei und Bilbtterei.

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 68

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Verlauf. Mollwitz 1741. Ansprüche Karl Alberts von Bayern auf Österreich. 68 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. 3. Die Preußen fielen im Dezember 1740 in Schlesien ein; sie kamen überraschend und fanden daher nur geringen militärischen Widerstand. Im protestantischen Teil der Bevölkerung hegte man sogar lebhafte Sympathien für dieselben und hielt Friedrich Ii. für den Retter aus einem langjährigen Druck. Dazu kam, daß überhaupt die ganze Provinz durch ihre Lage und den Lauf der Flüsse hinsichtlich des Handels auf den Verkehr mit Norddeutschland gewiesen war. In wenigen Wochen hatten die Preußen unter der Führung des Feldmarschalls Schwerin den größten Teil von Schlesien besetzt. Der im Kriegswesen noch unerfahrene König war wohl unter feiner Armee, aber weniger, um das Kommando zu führen, als um zu lernen. Nachdem die Österreicher herangezogen waren, kam es im April 1741 bei Mollwitz (unweit Brieg) zur Schlacht. Der Kamps endete dank der Gewandtheit der preußischen Infanterie im Schnellfeuer (fünf preußische Schüsse gegen zwei österreichische) mit einer Niederlage der Österreicher. Ein Jahr darauf, im Mai 1742, erfochten i)ie Preußen bei Czaslau und Chotufitz abermals einen Sieg. Infolgedessen willigte Maria Theresia, die noch gegen Bayern und Frankreich zu kämpfen hatte, 1742 in den Frieden zu Breslau, in welchem sie, wenn auch blutenden Herzens, fast ganz Ober- und Niederschlesien und die Grafschaft Glatz au Friedrich abtrat. In dem stolzen Bewußtsein, seinen Staat nm 650 Quadratmeilen. mit gegen l>/2 Millionen Seelen vergrößert zu haben, kehrte Friedrich Ii. nach Berlin zurück; die Herzen seines Volkes schlugen ihm in Begeisterung entgegen. b. Österreichischer Crbfolgekrieg 1741—1745. 4. Der erste Schlesische Krieg beschleunigte den offenen Ausbruch der Zwistigkeiten, die zwischen dem bayerischen Kurfürsten Karl Albert und Maria Theresia bestanden. Karl Albert bekämpfte, wie schon oben bemerkt, die Succession Maria Theresias und trat selbst mit Ansprüchen auf die österreichischen Länder hervor. Er berief sich dabei auf ein Testament des Kaisers Ferdinand I., in welchem derselbe (wie die Münchener Abschrift behauptet) bestimmte, daß nach dem Aussterben der männlichen Habsburger die österreichische Monarchie an die Nachkommen seiner Tochter Anna übergehen sollte, die mit Albrecht dem Großmütigen von Bayern vermählt war. (Das Wiener Exemplar des Testaments spricht von dem Aussterben der „ehelichen" Leibeserben Ferdinands.) Als sich Maria Theresia den Ansprüchen des Kurfürsten standhaft widersetzte, erklärte dieser den Krieg, nachdem er sich vorher der Unterstützung Frankreichs und einiger deutschen Fürsten versichert hatte. 5. Im Spätsommer 1741 fiel Karl Albert mit einem französisch-

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 169

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 124. Der Krieg in Frankreich 1814. 169 russischen Grenze begonnen, sich dann langsam dnrch Deutschland und Frankreich fortgewälzt hatte, war zu einem glorreichen Abschluß gebracht worden. Gneisenan schrieb: „Was Patrioten träumten und Egoisten belächelten, ist geschehen." 3. Mit Napoleons Macht und Herrlichkeit war es nun vorbei. Absetzung Nap° Er, vor dem einst ganz Europa gezittert, mußte sich vor deu fremden Ludwig xviil Monarchen und dem eigenen Volke beugen. Immerhin bereiteten ihm reich, die Sieger in ihrer Großmut ein nnverdientes, glimpfliches Los. Zunächst erfolgte seine Entthronung. Unter dem Vorsitz Talleyrands, eines treulosen, intrigucmten Ministers von Napoleon, der schon länger den Sturz des Kaisers vorhergehen und zu seiner eigenen Sicherung die Fühlung mit den Feinden und den Bourbonen gesucht hatte, beschloß der Senat die Absetzung Napoleons. Die Verbündeten gestatteten dem Gestürzten die Führung des Kaisertitels und die Beibehaltung von 400 Manu seiner Leibgarde, setzten ihm eine jährliche aus Frankreichs Mitteln zu zahlende Rente von 2 Millionen Francs sest und wiesen ihm die Insel Elba an der Westküste Italiens als künftigen Aufenthaltsort au. Mit gebrochenem Herzen nahm er in Fontainebleau von dem Heere Abschied und begab sich dann, be- gleitet von den „Verwünschungen und Drohungen des Volkes", an die Südküste zur Einschiffung nach Elba. — Nun berief der Senat mit Zustimmung der verbündeten Monarchen die legitimen Bourbonen zurück, welche vor 22 Jahren gestürzt worden waren, und stellte Ludwig Xviii., den Bruder Ludwigs Xvi., als König an die Spitze Frankreichs. 4. Mit diesem schlossen dann die Verbündeten am 30. Mai 1814 ®rftgrifbaerifer den I. Pariser Frieden. Dabei übten sie eine fast unverzeihliche 30- Mai isi4. Milde und Rücksicht. Frankreich behielt nicht bloß seine Grenzen vom 1. Januar 1792, es erhielt auch noch zur besseren Abruudung eine Vermehrung an der belgischen, deutschen und savoyardischen Grenze. Von Deutschland wurden ihm die Grenzsestnngen Landan, Saar-louis und Saarbrücken überlassen. Eine Kriegsentschädigung war nicht zu zahlen. Die Besiegten durften selbst die in den früheren Kriegen aus den deutschen Museen und Bibliotheken geraubten wertvollen Schätze zum größten Teil behalten. Nur die Viktoria vom Brandenburger Tor in Berlin, dann Friedrichs des Großen Degen und Hut mußten zurückgegeben werden. — Einem anderen Abkommen gemäß sollten noch im Jahre 1814 alle am Kriege beteiligt gewesenen Mächte Bevollmächtigte nach Wien zu einem europäischen Kongreß schicken, damit dieser die endgültige Verteilung der sreigewordenen Gebiete und eine Neugestaltung der vielfach verschobenen staatlichen Verhältnisse Europas vornehme. — Nach Beendigung der Friedensverhandlungen begaben sich Alexander I. und Friedrich Wilhelm Iii.

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 222

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
222 X. Vom Wiener Kongreß bis zur Wiederaufrichtung des Deutschen Kaisertums. Zahlung einer Kriegsentschädigung von 20 Millionen preußischer Taler. — Die Forderungen, welche Bismarck im Namen seines Königs an Österreich stellte, zeichneten sich durch weise Mäßigung aus. Der große Staatsmann ließ sich dabei von dem Gedanken an eine spätere Bundesgenosseuschaft mit Österreich leiten. — Während der Friedensverhandlungen suchte Napoleon durch seinen Botschafter Benedetti eine „Grenzberichtigung" zu erwirken, nämlich die Abtretung des linksrheinischen Hessens mit Mainz und der bayerischen Rheinpfalz an den französischen Staat, stand jedoch, als sich Bismarck entschieden ablehnend dagegen verhielt, von diesem Verlangen zurück. Die Friedens- 12. Die Friedensschlüsse mit den süddeutschen Staaten beschlüsse mit # ^ ^ . r, ' . ' ' den uiddeutschen tarnen nt Berlin zu stände (mit Bayern am 22. August.) Die Besiegten zahlten mäßige Kriegskostenentschädigungen (Bayern 30 Millionen Gulden); Bayern trat außerdem die in der Rhön gelegenen Bezirke Orb und Gersfeld, Hessen die Landgrafschaft Homburg ab. Sämtliche süddeutsche Staaten schlossen, nachdem der Streit geschlichtet war, in richtiger Erkenntnis, daß dies im Interesse ihrer politischen Machtstellung und ihrer wirtschaftlichen Entwicklung gelegen sei, angesichts der durch Frankreich drohenden Gefahren ein Schutz- und Trutz-bündnis mit Preußen ab, wobei gegenseitige Bürgschaften für die Integrität ihrer Gebiete geleistet, für den Kriegsfall der Oberbefehl dem König von Preußen übertragen und die vorläufige Geheimhaltung des Vertrages versprochen wurde. Bedeutsames war geschehen, so beklagenswert es auch an sich war, daß Deutsche mit Deutschen hatten kämpfen müssen. Der Gang der Ereignisse hatte den jahrhundertelangen, lähmenden Dualismus der beiden deutschen Großmächte beseitigt und das um etwa 1300 Quadratmeileu vergrößerte, nun geschlossene Preußen als leitende Macht an die Spitze Deutschlands gestellt. Indem zu der durch den Zollverein begründeten wirtschaftlichen Einheit die militärische Einheit, wenigstens für den Kriegsfall, gekommen war, war die Grundlage zur Neugestaltung Deutschlands gewonnen worden. ^Verfassung^ 13. Der Verlauf des Krieges hatte für Preußen noch eine er- tcnmites m freuliche Wirkung: er brachte dem Lande auch den inneren Frieden. Die glänzenden Waffentaten der Truppen ließen die unter leidenschaftlichen Kümpfen durchgeführte Heeresreorganisation in günstiger Beleuchtung erscheinen. Mehr und mehr erkannte man, wie vortrefflich und notwendig sie war; man sah auch ein, daß man sich in der Beurteilung des leitenden Staatsmannes, seiner Motive und Pläne, getäuscht hatte. Der in der öffentlichen Meinung eingetretene Umschwung offenbarte sich zuerst bei der am 3. Juli, also am Tage der Entscheidungsschlacht, vorgenommenen Neuwahl zum preußischen Abge-

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 268

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
268 Xi. Bayerische Geschichte. Annäherung an Preußen: Schutz- und Trutzb ündnis. Anteil Bayerns am Kriege 1870/71 und an der nationalen Einigung. schnell überfiel ihn ein schweres Leiden und führte am 10. März 1864 seinen Tod herbei. — Groß war der Schmerz des treuen Bayernvolkes über den Verlust des edlen, menschenfreundlichen und gewissenhaften Monarchen, zu dessen Gedächtnis von der dankbaren Liebe der Untertanen in der Maximiliansstraße in München ein herrliches Denkmal errichtet wurde. § 148. Ludwig Ii. 1864—1886. 1. Nun bestieg Maximilians ältester Sohn, der jugendliche König Ludwig Ii. (geboren den 25. August 1845), den bayerischen Thron. Sein Regierungsanfang fiel, wie der seines Vaters, in eine bewegte und schicksalsschwere Zeit. Die Lösung der Schleswig-Holsteinischen Frage war in Angriff genommen und damit der Anstoß zu bedeutsamen Veränderungen in der politischen Gestaltung Deutschlands gegeben worden. Ludwig Ii. vertrat in dieser Sache zunächst den Standpunkt Maximilians und daher ergriff er beim Ausbruch des Krieges von 1866 die Partei Österreichs. Seine Truppen kämpften zwar tapfer und ehrenvoll, erlitten aber in Ermangelung einer einheitlichen Führung der süddeutschen Bundestruppen verschiedene Niederlagen , infolgedessen Bayern im Berliner Frieden (22. August 1866) einige Gebietsteile im nördlichen und nordwestlichen Unterfranken, im ganzen 10 Quadratmeilen mit 33 000 Einwohnern, an Preußen abtreten und 30 Millionen Gulden Kriegsentschädigung zahlen mußte. (§ 138, 9 und 11.) 2. Der Ausgang des Krieges erweckte nicht nur in weiten Kreisen des Volkes, sondern auch im König die Überzeugung, daß die weitere Entwickelung Bayerns, seine politische Geltung und sein wirtschaftlicher Aufschwung nur gesichert seien, wenn es gute Beziehungen zum Norden unterhalte. Aus diesem Grunde schloß Ludwig Ii. noch im Jahre 1866 ein Schutz- und Trutzbündnis mit Preußen, gab er 1867 seine Zustimmung zur Reform des Deutschen Zollvereins, nämlich zur Einsetzung eines Zollparlaments und eines Zollbundesrats, begünstigte er also die lebhaft erwachten Einignngsbestrebnngen der deutschen Nation. 3. Im Jahre 1870 zeigte Ludwig Ii. ein für alle süddeutschen Fürsten vorbildliches Verhalten. Erfüllt von vaterländischer Gesinnung, erklärte er zur größten Überraschung der Franzosen, welche mindestens auf Neutralität der 1866 überwundenen Staaten gerechnet hatten, daß seine Truppen mit Begeisterung den Kampf für deutsches Recht und deutsche Ehre an der Seite ihrer ruhmgekrönten Waffen-

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 27

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 80. Wirtschaftliche Zustände der Periode. 27 taufcf) der Produkte eine maßgebende Rolle gespielt hatten. Holland bemächtigte sich, namentlich seit seiner Lostrennung von Spanien (I., § 71), des Ostseehandels und riß auch deu Rheinhandel an sich, indem es in Nymwegen und Arnheim die deutschen Schisse mit hohen Zöllen belegte, und ebenso suchte England, wo die große Königin Elisabeth (1558—1603) der Hansa alle Vorrechte auf dem Londoner Markte entzog, den deutschen Handel zu schwächen, fco sehr nun auch die genannten Umwälzungen schädigend auf die Interessen der deutschen Handelshäuser wirkten, so behauptete der deutsche Handel immerhin noch eine gewisse Blüte. Die Fugger und Welser beherrschten mit ihrem Gelde den Weltmarkt und ermöglichten durch Anleihen Karl V. die Kriege. Nichts war vermögend, den deutsch-italienischen Binnenhandel zu vernichten; jci derselbe ersuhr sogar uach dem Augsburger Religionsfrieden infolge der Unterdrückung der Niederlande durch den despotischen Philipp H. einen neuen Aufschwung. Große Handelsstraßen durchzogen Deutschland von Danzig nach Genua, von Nürnberg nach Lyon und die in Deutschland fabrizierten wollenen Tücher und Seidenstosse wurden im Ausland mit erheblichem Gewinn abgesetzt. — Aber alles, was der Handel durch Intelligenz und Tat- b) nachdem kraft der deutschen Kaufleute aus der besseren Zeit in das 17. Jahrhundert hinein gerettet hatte, ging während des Dreißigjährigen Krieges verloren. Die einst so mächtige Hansa schrumpfte auf die 3 Städte Hamburg, Bremen und Lübeck zusammen (der letzte Hansatag 1630 oder 1632). In ihre Erbschaft teilten sich die Holländer und Engländer, welche von nun an die Einfuhr aller überseeischen Produkte uach Deutschland besorgten, und da die Mündungen aller großen Ströme: der Weichsel, der Oder, der Elbe, Weser, des Rheins unter fremden Mächten standen, so konnte sich der deutsche Handel auch lange nicht mehr beleben. Von allen Binnenstädten des Reiches waren es nur das durch seine Lage in der Mitte Deutschlands, durch seine Messe und als Hauptsitz des Buchhandels ausgezeichnete Leipzig, ferner Nürnberg und Frankfurt, welche sich in nennenswerter Weise am Austausch beteiligten. Allein das änderte nichts an der traurigen Tatsache: Deutschland war ausgeschlossen vom Welthandel und sremden Nationen tributpflichtig. 4. Die durch die Verheerungen des Krieges, durch Stockung von Die Kipper und Handel und Wandel herbeigeführte Verarmung und Entsittlichung des Volkes wurde noch durch einen besonderen Übelstand der Zeit erhöht: durch das Unwesen der sog. „Kipper und Wipper", d.h. der Münzwucherer und Mürtzverschlechterer (kippen — umschlagen, beschneiden; wippen = wiegen). Es bestand darin, daß man gute, vollwichtige Silbermünzen aufkaufte und beim Umprägen den Feingehalt verringerte. Anfangs suchten die Fürsten dem Betrüge durch Gesetze

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. uncounted

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
^555^ Lehr-Such igdä 296 Deutschen Geschichte Geschichte Dayerns und mit Einschluß der mdjtiglten Tatsachen der Kimrgelmte. 'Wom Weginrr des dreißig jährigen Krieges bis zum Hobe Wilbetms I. Für den Unterricht an Mittetschuten der in Verbindung,mit der bearbeitet von Itcii J Karte und reichen Abbildungen. Heinri riebet. G r t a n g e n und Keipzig. Zt. D e i d) e r t ’fchc Verlagsbuchhandlung Nachf. (Georg Böhme.) 1902.
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